
Im Stadtderby am vergangenen Wochenende sah der SCE beim Rückstand von 0:3 schon wie der sichere Verlierer aus. Als die Mannschaft beim Stand von 1:3 durch eine Gelb-rote Karte dezimiert wurde, glaubte niemand mehr an eine Chance. Mit einer sensationellen Aufholjagd entführten die verbliebenen 10 Spieler dennoch einen Punkt aus St. Georgen.
In der Anfangsphase des Spiels dominiert bei beiden Teams die Vorsicht. Der SCE hat von Anfang an mehr Ballbesitz, beschränkt sich anfangs aber darauf, den Ball in den eigenen Reihen zu halten, ohne einen Zug zum Tor erkennen zu lassen. Die Hausherren zeigen, sofern sie in den Ballbesitz kommen, ein unkomplizierteres Vorgehen. So sind sie es auch, die in der 6. Minute die erste erwähnenswerte Chance haben. Der Weitschuss von Max Manninger geht aber neben das Tor.
In Minute 11 schaffen es die Gäste dann zur ersten Gelegenheit. Nach einem guten Pass von Imran Muji verfehlt der Schuss von Szymon Handzel aber das Tor. Nur eine Minute später hat Leonardo Katic die Chance auf das erste Tor, sein Schuss geht aber deutlich darüber. In der 14. Minute sind wieder die Gastgeber an der Reihe. Felix Beck scheitert mit seinem Schuss nur knapp.
Die nächsten 10 Minuten vergehen ohne größere Höhepunkte. Der SC Eisenstadt hat zwar eine optische Feldüberlegenheit, versucht es aber immer mit dem gleichen Rezept: Durch die Mitte nach vorne dribbeln. Spätestens an der Strafraumgrenze ist aber Endstation. Teilweise werden Vorstöße über rechts versucht. Die linke Seite wird stetig vernachlässigt.
In der 24. Minute verliert der SCE durch eine Unachtsamkeit den Ball in der eigenen Spielhälfte. Max Manninger fackelt nicht lange, läuft auf das Tor von Markus Mecs zu und schießt kurz entschlossen. Der Ball passt genau ins kurze Kreuzeck und es steht 1:0. Eine kalte Dusche für den SCE. Dieser ändert seine Strategie aber nicht und versucht das Durchkommen in der Mitte weiterhin erfolglos.
In Minute 30 gibt es dann ca. 35 Meter vor dem Tor Freistoß für St. Georgen. Der Ball wird hoch in den Strafraum gehoben. Trotz der relativ langen Flugbahn des Balles ist kein Verteidiger zur Stelle. Oliver Mancs kommt so zum Kopfball. Dieser senkt sich knapp neben der Stange ins Tor. So steht es völlig gegen den Spielverlauf 2:0 .
Nun sollten die Gäste endlich aufwachen und ein besseres Rezept finden. Das Spiel bleibt aber viel zu kompliziert. Die Gastgeber haben sich auf das Kurzpassspiel des SCE bereits perfekt eingestellt. Imran Muji läuft sich links des Öfteren frei, wird aber so gut wie nie angespielt. So geht es mit zwei Toren Rückstand in die Kabinen.
Nach der Pause kommt der SC Eisenstadt mit deutlich mehr Elan auf den Platz. Schon in der 48. Minute bekommt der eingewechselte Marco Marojevic die Chance auf einen Freistoß. Dieser geht nur knapp daneben. Schon in der nächsten Minute ist es wieder Marco Marojevic, der auf das Tor schießt. Torhüter Alexander Nurschinger ist aber zur Stelle. Damit hat der SCE sein Pulver aber vorerst wieder verschossen.
Zwar ist die Mannschaft von Trainer Hartenfelser fast ständig im Ballbesitz, entscheidende Akzente kann sie aber nicht setzen. Und so kommt es, wie es kommen muss: St. Georgen kommt in der 59. Minute zu einer Konterchance. Der Ball kommt von rechts in den Strafraum, Pascal Wirth nimmt ihn an, macht einen Haken nach rechts und schießt zum 3:0 und damit zur vermeintlichen endgültigen Entscheidung ein.
Zu diesem Zeitpunkt hätte wohl niemand im Stadion mehr auch nur einen Cent auf einen Punktegewinn des SCE gesetzt. Die Hausherren beschränken sich in der Folge auf das Verwalten des Vorsprungs und überlassen das Spielen ganz den Gästen. Diese laufen nun mit dem Mute der Verzweiflung gegen das Tor der Grün-Schwarzen an.
In Minute 64 kommt Marciej Mujzel zu einem Weitschuss, der aber über die Querlatte geht. Bis auf gelegentliche Entlastungsangriffe befindet sich der Ball nun fast ausschließlich in SCE-Besitz. In der 77. Minute wird dann ein Angriff über die rechte Seite gespielt. Marciej Mujzel bringt die Flanke vor das Tor. Dort ist Szymon Handzel am schnellsten am Ball und verwertet per Kopf zum 3:1.
Jetzt spürt die Mannschaft, dass in diesem Spiel noch etwas drin ist. Aber schon 5 Minuten später gibt es den nächsten Dämpfer für die Gäste. Faton Vokshi erhält wegen Kritisierens die Gelbe Karte. Das wiederum nimmt er zum Anlass, den Schiedsrichter zu kritisieren und erhält dafür Gelb-Rot. Zwei Gelbe Karten innerhalb weniger Sekunden dürfte neuer Vereinsrekord sein.
Nun sieht es wieder schlecht für den SCE aus. Zwei Tore Rückstand, ein Mann weniger auf dem Feld und noch 10 Minuten Zeit. Die SCE-Fans im Stadion müssen zur Kenntnis nehmen, dass es schon einmal besser ausgesehen hat. Einige erinnern sich aber noch daran, dass es in der vergangenen Saison zwei Spiele gab, in denen die Rot-Weißen in Unterzahl besser gespielt hatten als zuvor.
Auch die Spieler scheinen sich daran zu erinnern. Denn sie setzen die Offensive völlig unbeeindruckt vom Ausschluss einfach fort. Dabei kommt ihnen zugute, dass der Gegner der bisherigen Spielweise – konsequenter Abwehrkampf und schnelle Konter – Tribut zollen muss und sichtbar an Kraft verliert. Das Spiel läuft nun auf einer schiefen Ebene in Richtung UFC-Tor.
Man hat fast den Eindruck, die Gäste hätten einen Mann mehr auf dem Feld. Trotzdem hält der Abwehrbeton der Gastgeber vorerst stand. Als in der 90. Minute schon alle mit einer sicheren Niederlage rechnen, kommt der Ball vor das Tor der Hausherren, die UFC-Abwehr bringt den Ball nicht weg, Jayson Singca reagiert am schnellsten und befördert die Kugel über die Torlinie zum 3:2.
In der Nachspielzeit wirft der SCE dann alles nach vorne, St. Georgen zieht sich komplett zurück, um den knappen Sieg noch zu retten. Da wird der Ball wieder in den Strafraum gespielt, Leonardo Katic kann sich freilaufen, erhält den Ball von links zugespielt und knallt ihn rechts unter euphorischem Jubel der Fans zum Ausgleich ins Netz.
Die letzte Chance des Abends haben die Hausherren. Ein Freistoß von links bringt aber nichts ein. Gleich darauf beendet Schiedsrichter Davor Divkovic das denkwürdige Duell. Niemand im Stadion kann sich wohl an eine solch verrückte Partie erinnern. Fast 90 Minuten Feldüberlegenheit, trotzdem schon scheinbar sicherer Verlierer und das Match dann in den letzten zwei Minuten noch gedreht.
Trotz der großen Freude über den unverhofften Punkt muss man wohl eher von zwei verlorenen Punkten als von einem gewonnenen sprechen. Bei geschätzten 75 % Ballbesitz muss eigentlich mehr herausschauen als ein Unentschieden. Bereits kommenden Samstag könnte im Heimspiel, ausnahmsweise wird im Sportpark Siegendorf gespielt, gegen den Vorletzten SC Zagersdorf der erste Sieg im Frühjahr eingefahren werden.